Support-Ende von SQL Server 2012
Eine Serverinfrastruktur bestehend aus Windows-Server 2012 und SQL Server 2012 ist nach wie vor keine Seltenheit. Doch Vorsicht: Während der erweiterte Support von SQL Server 2012 bereits am 12. Juli 2022 ausgelaufen ist, endet der für Windows Server 2012 ebenfalls schon am 10. Oktober 2023!
Sollten Sie diese Infrastruktur betreiben, ist es also höchste Zeit, sich Gedanken über eine Migration zu machen. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Möglichkeiten bestehen, um SQL Server 2012 nach Azure zu migrieren, um weiterhin einen sicheren Betrieb gewährleisten zu können.
Weitere Sicherheitsupdates - On Prem & in Azure
Falls sie mehr Zeit für ein Upgrade oder eine Modernisierung Ihrer Infrastruktur benötigen, haben sie zwei Möglichkeiten weiterhin Sicherheitsupdates für Ihre Infrastruktur zu erhalten:
- Microsoft bietet Ihnen die Möglichkeit, drei weitere Jahre erweiterte Sicherheits-Updates zu kaufen. Die Kosten für die ESU (Extended Security Updates) belaufen sich auf 75% der Kosten Ihrer SQL Server Lizenz im ersten Jahr, 100% der Lizenzkosten im zweiten Jahr und 125% der Kosten im dritten Jahr.
- Entschließen Sie sich dazu, Ihre bestehende SQL Server 2012 Version in eine Azure VM umzuziehen, erhalten Sie kostenlosen Zugriff auf die ESU für die nächsten drei Jahre nach Support-Ende. Da dieser Umzug manuell erfolgt, sollten Sie bereits gewisse Kenntnisse im Umgang mit Microsoft Azure mitbringen.
SQL Managed Instance - Ihr SQL Server in der Cloud
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, auf die Ebene des Betriebssystems zu verzichten und Ihren SQL Server stattdessen als SQL Managed Instance direkt in Azure zu betreiben. Diese Platform-as-a-Service (PaaS) Lösung bietet bestehenden SQL Server Kunden die Möglichkeit, ihre lokalen Anwendungen mit minimalen Änderungen per Lift & Shift in die Cloud zu migrieren. Gleichzeit behält die SQL Managed Instance die gängigen PaaS-Funktionen wie automatisches Patchen und Versionsupdates, Hochverfügbarkeit und automatische Sicherungen.
Azure SQL Managed Instance ist eine empfohlene Zieloption für SQL Server-Workloads, die einen vollständig verwalteten Dienst erfordern, ohne virtuelle Computer oder deren Betriebssysteme verwalten zu müssen. Mit SQL Managed Instance können Sie Ihre lokalen Anwendungen mit minimalen Anwendungs- oder Datenbankänderungen zu Azure verschieben. Es bietet eine vollständige Isolierung Ihrer Instanzen mit nativer Unterstützung für virtuelle Netzwerke.
Azure Virtual Machines
Je nach Anforderungen Ihres Unternehmens sind Azure Virtual Machines auch ein besseres Ziel für Ihre SQL Server Instanz, als eine SQL Managed Instance.
So zum Beispiel wenn
- die Anforderungen an die Compute-Leistung wesentlich niedriger sind, als bei einer verwalteten Instanz (z.B. ein virtueller Kern) und eine Konsolidierung Ihrer Datenbanken keine Option ist.
- ein Versionsupdate nicht in Frage kommt, da Sie unbedingt bei einer bestimmten Version (z.B. SQL Server 2012) bleiben müssen.
- Sie direkten Zugriff auf das Betriebs- oder Dateisystem benötigen, um benutzerdefinierte Software direkt auf der gleichen VM zu installieren, wie Ihren SQL Server.
- Sie unbedingt von Features wie PolyBase, FileStream/FileTable oder Instanz übergreifenden Transaktionen abhängig sind, die aktuell noch nicht in der verwalteten Instanz unterstützt werden.
Beispiel für die Migration eines SQL Server 2012 in eine Azure Virtual Machine
Im Folgenden Abschnitt testen wir die Migration eines SQL Server 2012 in eine virtuelle Maschine in Azure an einem praktischen Beispiel.
Ausgangssituation
Die in unserem Beispiel verwendete Infrastruktur setzt sich wie folgt zusammen
- Windows Server 2012 R2
- SQL Server 2012 SP4
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- Relationale Datenbankinstanz
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- SQL Server Integration Services
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- SQL Server Analysis Services (Tabular)
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- SQL Server Agent
Aufbau der Azure Umgebung
Da die geplante Migration nach Azure zunächst ohne ein Update des Betriebssystems bzw. der SQL Server Version durchgeführt werden soll, erstellen wir über das Azure Portal eine virtuelle Maschine mit Windows Server 2012 R2 sowie SQL Server 2012 SP4, welche mit dieser Kombination direkt von Microsoft angeboten wird.
Die genaue Konfiguration der virtuellen Maschine (CPU, RAM, Speicher, etc.) ist abhängig vom zu erwarteten Workload, der Größe der Datenbanken und gegebenenfalls weiteren individuellen Anforderungen und wird daher an dieser Stelle nicht weiter beschrieben
Migration der SQL Datenbanken
Bestehende Datenbanken können über mehrere Varianten auf die neue Azure Umgebung migriert werden. Die einfachste Möglichkeit ist hierbei ein Backup bzw. Restore per SQL Server Management manuell durchzuführen.
Die so erzeugten Backups können auf den Zielserver kopiert und dort per “Restore Database” wieder eingespielt werden.
Diese Methode zur Migration eignet sich insbesondere dann, wenn nur wenige Datenbanken migriert werden müssen und sich der damit verbundene manuelle Aufwand in Grenzen hält. Sollten z.B. mehrere hundert Datenbanken migriert werden müssen, kann der Backup- sowie Wiederherstellungs-Prozess beispielsweise per T-SQL verskriptet werden.
Entsprechende Anleitungen für Backup und Restore finden sich in der Microsoft Dokumentation. Mit Hilfe dieser Methode lässt sich eine Migration mehrerer Datenbanken sehr gut vorbereiten und eine mögliche Downtime verringern.
Migration der SQL Server Integration Services
SSIS-Pakete und-Projekte in SSISDB können mit den folgenden zwei Methoden auf eine Azure VM migriert werden:
- Sichern und Wiederherstellen der SSISDB vom Quell-System auf das Ziel-System gemäß der zuvor beschriebenen Methode zur Migration von SQL Datenbanken.
- Bereitstellung der SSIS-Pakete bzw. des Projektes über die Bereitstellungsoptionen für Integration Services, wie z.B.
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- Über den Bereitstellungsassistenten
- Mit Hilfe von SQL Server Management Studio
- Bereitstellen von Paketen mit SQL Server Data Tools
In unserem Fall erfolgt die Bereitstellung über eine Sicherung und Wiederherstellung der SSISDB. Nach erfolgreicher Wiederherstellung sind der entsprechende SSIS Katalog sowie alle zuvor vorhandenen Projekte und Pakete auf der Zielumgebung verfügbar.
Migration von SQL Server Logins
Zur Migration aller auf einer SQL Server Instanz vorhandenen Logins (inklusive der Passwörter) bietet Microsoft vorgefertigte Skripts, die dabei helfen, Anmeldedaten von Server A zu generieren und auf Server B zu übertragen.
Die Skripte sind in der Microsoft Dokumentation zu finden.
Nach dem Anlegen der beiden in der Dokumentation beschriebenen Prozeduren, lassen sich über Ausführung des folgenden Kommandos alle Anmeldungen mit der ursprünglichen Sicherheits-ID (SID) sowie den zugehörigen Kennwörtern erstellen.
Das so generierte Ausgabeskript ist auf dem Zielsystem auszuführen.
Migration der SQL Server Agent Jobs
Für SQL Server Agent Jobs aber auch weitere Server-Objekte wie
-erknüpfte Server
- Externe Datenquellen
- Datenbank E-Mail
- Alerts
können per SSMS (SQL Server Management Studio) entsprechende Skripte generiert werden, die sich auf der Zielumgebung wiederum ausführen lassen. Per Rechtsklick → Script Job as → Create To → New Query Editor Window lassen sich so die einzelnen Skripte zur Anlage der Agent Jobs auf der Zielumgebung erstellen.
Das so generierte Skript lässt sich wiederum per SSMS auf der Zielumgebung ausführen und die Datenbank so wiederherstellen.
Fazit
Somit haben wir nun alle Bestandteile unserer SQL Server Installation erfolgreich nach Azure migriert und können von weiteren Sicherungsupdates profitieren, während wir uns um die Modernisierung unseres Datenbankservers kümmern.
In unserem nächsten Artikel erfahren Sie, welche weiteren Möglichkeiten es gibt, eine On-Premises Installation des SQL Server in die Cloud zu verlagern.
Sollten Sie bereits zu diesem Artikel Rückfragen oder konkrete Anfragen für eine Unterstützung benötigen, stehen wir Ihnen als Experten auf diesem Gebiet gerne zur Seite. Kontaktieren Sie uns ganz simpel und unverbindlich über das Kontaktformular und lassen Sie uns gemeinsam Ihre Migrationsaufgaben durchführen.